
Ich will doch einfach nur spielen!
#BG2GETHER September ’25
Gilt bei euch der Grundsatz: Ich will doch einfach nur spielen, oder sollten Brettspiele eine stärkere moralische oder politische Botschaft vermitteln? Oder liegt bei euch der Fokus rein auf Unterhaltung?
Markus
Diese Diskussion in der Bubble bemerke ich aus unterschiedlichen Richtungen, und ich frage mich wirklich: Was soll das? Muss ein Hobby eine Moral, eine Botschaft oder gar eine politische Positionierung haben? Für mich nicht! Ich spiele gerne – als Zeitvertreib, zur Unterhaltung, als soziale Interaktion. Das heißt nicht, dass mich ein Brettspiel nicht thematisch packen kann oder ich mich nicht für ein Weimar oder ein Hegemony begeistern könnte. In solchen Fällen suche ich mir dann mehr Informationen oder setze mich kritisch mit Mombasa auseinander. Dazu bin ich in der Lage.
Ich störe mich eher an diesem Aufgezwungenen, an dieser moralischen Instanz oder an der Überhöhung des Hobbys. [neu] Eine Legitimation brauche ich dafür nicht. Ich bin kein Journalist, sondern schreibe, weil es mir Spaß macht. Im Spiegel sehe ich mich als Blogger, als leidenschaftlichen Spieler, als Fan-Boy, der seine Emotionen transportiert. Dafür brauche ich keine Legitimation. Ich muss nicht zwingend Moral und Politik in Spielen suchen. Mir reicht es, wenn ein Spiel gut ist und das Thema passt.
Ja, Brettspiele sind Kultur. Aber diese ständige Diskussion darüber, was noch alles darin sein sollte … Ist denn ein gesellschaftliches Spiel nicht schon genug? Ganz ehrlich: Der Autor entscheidet im Zusammenspiel mit dem Verlag, was er anbietet. Der Kunde entscheidet, was er kauft.
Ich bin kein moralischer Mensch. Das heißt aber nicht, dass ich keine moralischen Werte habe – ich drücke sie nur nicht anderen auf. Ich bin auch kein politischer Mensch. Ich wähle, ich informiere mich, ich engagiere mich in meinem Bereich. Aber ich rede bei Themen, bei denen mir Hintergrundinformationen fehlen, nicht mit. Da halte ich meinen Mund. Und Brettspiele sind für mich ein Ausgleich. Meine Leidenschaft. Für mich müssen sie nicht politischer oder moralischer sein. Ich kann auch einfach eine Fernsehsendung zur Unterhaltung schauen oder einen Thriller lesen – ganz ohne höhere Botschaft.
Christian
Lorem ipsum dolor sit amet. Zu provokanter Fülltext für eine Frage, die ich hier gerade im letzten halben Jahr mehrfach thematisiert und insbesondere sogar einen Artikel gewidmet habe? Ich bin da etwas müde. Aber nun gut. Zunächst müssen Brettspiele erst einmal gar nichts. Und ich bin auch hier kein Freund von womöglichen Auf- oder Abwertungen, nur weil ein Spiel banal oder besondere Themen beleuchtet. Ein bewusst inszenierter Eskapismus über Brettspiele, die fröhliche, fast infantile Begeisterung für das Spielen an sich, ist absolut legitim. Nein, es ist geradezu großartig. Gibt es Besseres als erwachsene Menschen, die sich jauchzend, mit von Tränen der Freude geküsst und sprücheklopfend Karten bei Ich habe Fertig oder Krasse Kacke um die Ohren hauen? Eben! Lasst uns spielen. Das ist und bleibt elementar.
Allerdings wohnen da zwei Seelen in meiner Brust. Lustigerweise habe ich vor kurzer Zeit auf den Kommentar eines Lesers geantwortet, der Men-Nefer höher bewertet hätte, als ich es tat. Mir persönlich fehlte für eine höhere Bewertung Emotionalität. Vielleicht aber auch ein tieferes Thema. Vermutlich interessiere ich mich für Politik etwas mehr als beispielsweise Markus, was in diesen Tagen nicht immer das Gesündeste ist. Ich interessiere mich für moralische Dilemmata, für historische Kontexte oder gesellschaftliche Herausforderungen. Aktuelle, aber auch in der Vergangenheit liegend. In meinem Brettspielregal schlummern allein aufgrund solcher Themen eine Menge Brettspiele. Von Weimar: Kampf um die Demokratie, über Hochverrat!, Kyoto Protocol, e-Mission, Hannibal & Hamilcar, Friedrich Ebert, Hegemonie, Frostpunk, 13 Tage, Sparta! oder Wir sind das Volk.
Nur eine zufällige Auswahl von Brettspielen, die ich schätze, die mich emotional packen, weil sie mehr bieten als nur das spielerische Vergnügen. Sie sind mehr als ein tolles Thema. Das finde ich überall. Sie bieten mir Raum, mich spielerisch mit Elementen zu beschäftigen, die sonst so nicht aufbereitet werden. Gerade das Spielen ermöglicht einen ganz anderen Zugang. Ein anderes Erlebnis. Und damit nachrangig auch eine andere Diskussion. Darum bin ich absolut dafür, dass Brettspiele mutiger werden und all die vielen spannenden politischen, gesellschaftlichen und historischen möglichen Horizonte erreichen. Denn Brettspiele können mehr als einfach nur spielerischer Eskapismus sein. Und ganz ehrlich, von dieser Art der Brettspiele, die ich wirklich ebenso schätze, gibt es nun haufenweise. Jedes Jahr auf der SPIEL. Darum: Wagt mehr Mut, liebe Verlage!
Weitere Eindrücke aus der #BG2GETHER-Blase:
Brettspieler | Carromspieler | Viel-Spieler | Ran NFL süchtig | Weinliebhaber | Leseratte | | Brettspielsammler | MTB Fahrer | Sportler | Hobby-Koch | Kooperativ-muss häufiger-sein | Terraformer | Musikgenuss | Spotifyer | Familie | Fußballer |
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Schöne Sicht von euch beiden! Danke für euren Blickwinkel. Auf der einen Seite sehe ich es wie Markus auf der anderen Seite gefällt mir auch Christians Appell mit mehr Mut. Danke euch.